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EASA-Regelwerk in der Grundüberholung

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Vor einigen Tagen hat die EASA ein Diskussionspapier, eine so genannte NPA, zur Grundüberholung des EASA Regelwerks veröffentlicht. Alle Betroffenen und Interessengruppen sind eingeladen, das Werk zu lesen und zu kommentieren.

Markus "Traumflug" Hitter hat sich damit beschäftigt und schildert seine ersten Eindrücke.



Bis heute habe ich mich mal durch den Teil NPA 2008-17a, die "Explanatory Note" gewühlt. Das ist eine Beschreibung der vorgeschlagenen Änderungen und erstreckt sich über 39 Seiten. Der genaue Wortlaut der Regelwerke ist dann in Teil 17b und 17c nachzulesen, doch dazu in einem gesonderten Artikel.

Ziel der EASA ist es, all die Regeln für die europäische Luftfahrt neu zu ordnen. Die aktuellen Regeln stammen zu einem guten Teil aus nationalen Regelwerken, die dann von der JAA weiter entwickelt und wiederum von der EASA übernommen wurden. Die wichtigsten Neuerungen, die ich gefunden habe, sind:

  • Die bisherigen Regeln werden, so weit möglich, übernommen. Die Aufteilung in einzelne Regelwerke soll jedoch mehr Übersicht und Praxistauglichkeit erlauben. JAR-FCL 3 wird z.B. in großen Teilen, jedoch nicht vollständig in JAR-Medical übernommen:

  • "the implementing rules that will originate from the present NPA will be adopted through a Commission Regulation. They will, therefore, be directly applicable in the Member States without any further need for national legislation."

    Das Regelwerk gilt also direkt, eine nationale "Übersetzung" wird nicht mehr erforderlich und auch nicht mehr zulässig sein.

  • Das Regelwerk wird sich weitgehend an die Vorgaben der ICAO halten, in einigen Fällen, z.B. Part-Medical, jedoch davon abweichen.

  • Das Regelwerk wird alle Arten von Luftfahrzeugen, auch z.B. Segelflug, Leisure Pilot License und Sprachkenntnisse, enthalten.

Ab Seite 19 werden einige Details zu Lizenzen und Ausbildung beschrieben. Aufgefallen ist mir:

  • Der LPL(A) (Motorflug) wird mit nur 20 Stunden fliegerischer Ausbildungszeit recht einfach zu haben sein, für Flieger bis 2000 kg gelten und zunächst in der Form "Basic" ausgegeben. TMG's sind da mit drin, können aber auch mit einer Erweiterung zur LPL(S) (Segelflug) geflogen werden.

  • "Basic" erlaubt nur einen einzigen Passagier und nur Flüge im Umkreis von 50 km um den Startplatz. Also eine Art Platzgeier-Schein.

  • Der volle LPL(A) wird dann mehr Übung und navigatorische Schulung erfordern und dann drei Passagiere sowie Fernflüge erlauben.

  • Einen Proficiency Check braucht's nur für den vollen LPL und auch dann nur alle 6 Jahre.

  • Inhaber einer PPL dürfen nicht nur Motorflugzeuge fliegen, sondern auch ohne weitere Lizenz Leute zur LPL ausbilden oder Inhabern verfallener PPLs die Erneuerung der Lizenz schulen (!!! siehe Seite 24, Punkt 24). LPL-Fluglehrer scheinen damit nicht mehr erforderlich zu sein.

  • Zur LPL(S) wird es auch eine SPL (Segelfluglizenz) geben. Wer die braucht kann ich nicht sagen, denn Segelflugzeuge über 2000 kg kenne ich nicht.

  • Im allgemeinen wird von den ICAO Vorgaben zu Gunsten der Piloten in Form von weniger Pflichtausbildungsstunden abgewichen.<

Ab Seite 33 geht's mit der Beschreibung des angestrebten Part-Medical weiter:

  • Die Regeln wurden kaum geändert, aber großzügig umorganisiert.

  • Es gibt nun einen Paragraphen, nach dem man sich bei neuen medizinischen Erkenntnissen über bestimmte Regeln hinweg setzen kann ohne auf die Änderung der Regeln warten zu müssen.

  • Ein selbsterklärtes Medical für die LPL wurde verworfen, da dies der Basic Regulation widersprechen würde. Offensichtlich fand man es dennoch einen Gedanken wert, bei der nächsten Renovierung der Basic Regulation könnte man hier als auf fruchtbarem Boden argumentieren.

  • Man hat sich dann entschlossen auch für die LPL ein, wenn auch weiter vereinfachtes, Medical zu fordern. [Anmerkung: Hier stand zunächst, dass die LPL ein Class 2 Medical braucht - das war ein Missverständnis meinerseits]

  • Die notwendigen Kenntnisse eines Allgemeinmediziners für die Ausgabe von Medicals werden beschrieben.

Ab Seite 39 folgt dann eine sehr lange Liste mit Querverweisen, welche neue Regel auf welcher bisherigen Regel basiert.

Wie gesagt, dies ist nur eine Beschreibung der Beschreibung und auch nur das, was mir persönlich beim Lesen aufgefallen ist. Es möge einen ersten Eindruck des neuen Regelwerks geben und denjenigen dienen, die sich nicht bis zur Halskrause in die Materie stürzen wollen.

 

Markus "Traumflug" Hitter

 

 

Links:

NPA 2008-17a <--- um die geht es hier.

NPA 2008-17b

NPA 2008-17c

 

 

Zuletzt aktualisiert am Freitag, 24. April 2009 um 11:47 Uhr